Tipps von einer Finanzberaterin für alleinerziehende Mütter
Interview mit Rita Lippe
„Aufgeben war für mich keine Option.“
Rita Lippe unterstützt als Finanzberaterin speziell Frauen und Berufsanfänger auf ihrem Weg zur finanziellen Selbstverantwortung. Als alleinerziehende Mutter zweier Kinder lernte sie in jungen Jahren achtsam mit Geld umzugehen und für sich und ihre Kinder Geld zur Seite zu legen. Wie sie das geschafft hat und welche Tipps sie Alleinerziehenden gibt, verrät sie uns in diesem Interview:
Finanzielle Engpässe waren unser Alltag
Wohlstandsgenossenschaft: Rita, Sie waren viele Jahre alleinerziehend und haben gleichzeitig gearbeitet. Welche Herausforderungen haben Sie in dieser Zeit am meisten geprägt?
Rita Lippe: Das war eine unglaublich herausfordernde Phase. Rückblickend hat es mich am meisten Kraft gekostet, für meine beiden Jungs rund um die Uhr präsent und liebevoll da zu sein. Unterstützung von meiner Herkunftsfamilie gab es nicht, da sie in Norddeutschland lebte, und der Vater war nur selten für die Kinder da. Hinzu kam, dass er finanziell nicht helfen konnte. Finanzielle Engpässe waren unser Alltag.
Durch berufliche Veränderung die finanzielle Situation verbessern
Wohlstandsgenossenschaft: Wie haben Sie es geschafft, die Erziehung von zwei Kindern und Beruf unter einen Hut zu bringen und dabei finanziell unabhängig zu bleiben?
Rita Lippe: Ehrlich gesagt, weiß ich das heute selbst nicht mehr genau. Ich hatte drei Jobs, um uns über Wasser zu halten. Aber mir war schnell klar: So kann es nicht weitergehen. Meine Kinder waren damals 8 und 12 – ein Ende der Verantwortung war lange nicht in Sicht. Also musste ich mir etwas einfallen lassen. Durch einen glücklichen Zufall landete ich in der Versicherungsbranche. Schnell wurde mir klar, dass ich durch eine berufliche Veränderung die finanzielle Situation für uns verbessern konnte. Ich begann ein Fernstudium zum Fachwirt für Finanzberatung, das ich an Abenden und Wochenenden absolvierte. Damit habe ich mich schließlich selbstständig gemacht – als unabhängige Versicherungsmaklerin und Finanzanlagenvermittlerin.
Aufgeben war für mich keine Option
Wohlstandsgenossenschaft: Zwei Kinder erziehen, Haushalt, arbeiten und nebenbei noch eine Fortbildung. Das klingt hart. Gab es bestimmte Strategien oder Unterstützungssysteme, die Ihnen geholfen haben, diese Zeit zu bewältigen?
Rita Lippe: Finanziell hat uns das Jugendamt mit einem Unterhaltsvorschuss geholfen. Das war zwar nicht die Summe, die rechtlich zustand, aber immerhin eine Unterstützung – jeweils bis zum 12. Geburtstag meiner Söhne. Meine Kinder mussten früh lernen, füreinander da zu sein. Für mich bedeutete das vor allem eines: durchhalten und aus jedem Tag das Beste machen. Aufgeben war für mich keine Option.
Verantwortung übernehmen
Wohlstandsgenossenschaft: Trotz all dieser Herausforderungen haben sie es geschafft. Was hat Sie motiviert, den Weg zur Finanzberaterin zu gehen und später den Geldführerschein zu entwickeln?
Rita Lippe: Es war die wirtschaftliche Not nach der Trennung, die mich angetrieben hat. Ich musste Verantwortung übernehmen und Wege finden, uns finanziell zu versorgen. Die Versicherungsbranche bot mir diese Chance. Doch schon zu Beginn meiner Tätigkeit wurde ich immer wieder mit chaotischen Kundenordnern konfrontiert. Sie zeigten mir, wie weit verbreitet finanzielle Fehlentscheidungen sind, die zumeist auf Unwissenheit beruhen und dem daraus resultierenden blinden Vertrauen von verkaufsgeschulten Finanzdienstleistern jeder Art. Mir wurde klar, dass diese Probleme an einem großen Defizit in unserem Bildungswesen liegen: Niemand bringt uns bei, wie wir klug mit unseren Finanzen umgehen. Mein eigener Finanzordner sah damals übrigens genauso aus. Das hat mich motiviert, mit dem Geldführerschein eine Lösung anzubieten.
niemals aus falschem Stolz oder Scham auf Unterstützung verzichten
Wohlstandsgenossenschaft: Aus Ihrer Not haben Sie eine Tugend gemacht und so auch einen Weg gefunden, andere Frauen, die in einer ähnlichen Situation sind, zu unterstützen. Was meinen Sie: Welche grundlegenden finanziellen Fehler sollten Alleinerziehende Ihrer Meinung nach unbedingt vermeiden?
Rita Lippe: Ich weiß, dass es oft schwer ist, aber man sollte niemals aus falschem Stolz oder Scham auf Unterstützung verzichten, die einem rechtlich zusteht – sei es durch das Jugendamt oder andere Stellen. Es ist auch wichtig, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um den zweiten Elternteil in die Pflicht zu nehmen. Darüber hinaus ist eine strukturierte Auseinandersetzung mit den eigenen Finanzen unverzichtbar. Ein Haushaltsplan und eine regelmäßige Überprüfung von Versicherungen und Vorsorgeplänen sind elementar. Genau dafür habe ich den Geldführerschein entwickelt – damit Finanzen endlich einfacher und verständlicher werden.
Sich auf Lösungen statt auf Probleme konzentrieren
Wohlstandsgenossenschaft: Haben Sie weitere Tipps für Alleinerziehende?
Rita Lippe: Der wichtigste Schritt ist, die eigene Situation zu akzeptieren und sich auf Lösungen zu konzentrieren. Statt ständig darüber nachzudenken, warum man in einer schwierigen Lage ist, sollte man sich fragen: Wie kann ich das ändern? Wie kann ich mehr verdienen? Wie kann ich sparen? Wie finde ich Unterstützung? Der Geldführerschein unterstützt, indem er aufzeigt, wie man klug mit Geld umgeht und Fehler vermeidet.