Frauen investieren
in Deutschland seltener in Aktien.
Wieso ist das so und
wie gelingt der Einstieg?
In Deutschland investieren Frauen seltener in Aktien als Männer. Wieso das so ist und wie sich das ändern lässt, erklärt der zertifizierte Finanzberater Thorsten Schnabel.
Warum investieren Frauen weniger in Aktien?
Wohlstandsgenossenschaft: Studien zeigen, dass Frauen in Deutschland seltener in Aktien investieren als Männer. Wie erklären Sie sich als zertifizierter Finanzberater diese Zurückhaltung bei Frauen?
Thorsten Schnabel: Möglicherweise „trauen“ sich Frauen oftmals weniger, diesbezüglich Fragen zu stellen. Eventuell glauben manche, dass „man doch so etwas wissen muss“. Vielleicht wird diese Sichtweise sogar unterstützt von sich vermeintlich in diesen Angelegenheiten „besser auskennenden“ Männern.
Warum sind Frauen öfter von Altersarmut betroffen?
Wohlstandsgenossenschaft: Es wird oft gesagt, dass Frauen weniger für das Alter vorsorgen und häufiger von Altersarmut betroffen sind. Welche Faktoren spielen Ihrer Meinung nach hierbei eine Rolle?
Thorsten Schnabel: Viele Frauen bekommen nach ihrer Ausbildung und den ersten Berufsjahren Kinder und scheiden zunächst aus dem Arbeitsmarkt aus. Dies führt zu entgehenden Rentenpunkten und in der Folge niedrigen Altersrenten. Auch nach der Kindererziehung finden manche nur noch Beschäftigungen im Niedriglohnbereich – die Rentenlücke vergrößert sich. So bleibt oft auch nur noch weniger Geld zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge. Hinzu kommt, dass viele sich auf ihren Partner verlassen und darauf bauen, dass er schon für sie vorsorgen werde. Kommt es dann aber auch noch zu einer Trennung, stehen Frauen oftmals ohne nennenswerte Rücklagen da.
Wie kann der Einstieg in den Akteinmarkt gelingen?
Wohlstandsgenossenschaft: Ist es möglich, in Aktien zu investieren und dabei eine gute Rendite zu erzielen, ohne ein zu hohes Risiko einzugehen? Welche Strategien empfehlen Sie in diesem Zusammenhang?
Thorsten Schnabel: Das ist eine wirklich gute Frage. Bei den heutigen Niedrigzinsen – wobei wir nun die zaghafte Rückkehr der Zinsen sehen – gibt es leider nicht allzu viele Möglichkeiten. Hier würde ich zunächst defensive Mischfonds bevorzugen, die neben einem kleinen Aktienanteil überwiegend in Staats- und staatsnahen Anleihen, Pfandbriefen und vergleichbaren Titeln sowie in Unternehmensanleihen investieren
Wohlstandsgenossenschaft: Welche Formen von risikoärmeren Aktien oder Anlagestrategien würden Sie Frauen empfehlen, die einen vorsichtigen Einstieg in den Aktienmarkt suchen?
Thorsten Schnabel: Ja, das halte ich für möglich. Basisinvestment sollte hierbei ein global anlegender, gut gemanagter Aktienfonds bilden. Themenfonds (zum Beispiel Pharma, Gesundheit oder Energie, aber auch Technologie und KI) wären hierbei nicht als Grundinvestment zu nennen. Diese könnte man lediglich als Beimischung sehen; monatliche Einzahlungen wären sinnvoll, um das Timing Risiko zu minimieren. Insofern wäre die geeignete Strategie, zunächst mit einem weltweit anlegenden Aktienfonds zu starten, flankiert von offensiv oder ausgewogen investierenden Mischfonds, die in nahezu allen Anlageklassen vertreten sein können.
Wohlstandsgenossenschaft: Wie helfen Sie als Finanzberater speziell Frauen dabei, ein Portfolio zu erstellen, das ihren individuellen Bedarfen und Lebensrealitäten entspricht?
Thorsten Schnabel: Grundsätzlich ist hier das auch gesetzlich vorgeschriebene Erfragen von Anlagewünschen zu beachten. Hierzu muss ich die Menschen kennenlernen und sie über ihre jeweiligen Kenntnisse und Erfahrungen befragen. Auch sollte in diesem Gespräch Präferenzen hinsichtlich gewünschter Nachhaltigkeitsaspekten geäußert werden dürfen. Insgesamt muss die Lebenssituation Berücksichtigung finden, um ein passgenaues Anlegerprofil und eine daraus resultierende Empfehlung abgeben zu können.
Wohlstandsgenossenschaft: Viele Frauen haben Angst vor Investitionen in Aktien, weil sie das Risiko scheuen. Welche Empfehlungen haben Sie, um diese Ängste zu überwinden und einen sicheren Einstieg zu finden?
Thorsten Schnabel: Das sehe ich nicht als Ausschlusskriterium, Wichtig wäre zunächst nur, überhaupt mit einem Einstieg zu beginnen. Starten könnte man bspw. wie bereits oben kurz angerissen mit dem Besparen eines oder mehrerer Mischfonds – sei es in der defensiven, ausgewogenen oder offensiveren Variante. Natürlich kann man beim Investieren in nur einen defensiven Mischfonds keine herausragende Rendite erwarten. Es spricht aber nichts dagegen, zu einem späteren Zeitpunkt in renditestärkere Anlagen zusätzlich zu investieren. Unterbleibt es aber von Anfang an, hat man niemals die Möglichkeit, Rücklagen zu bilden. Der Anfang muss gemacht werden, die geeignete Geldanlage gilt es dann zu finden. Das Wichtigste bei allen Überlegungen ist es aber, so glaube ich, dass passende Vertrauensverhältnis zur Beraterin bzw. zum Berater aufzubauen. Im Idealfall sollte dieser positive Schulterschluss auch durch alle Börsenphasen bestehen bleiben.
Vortrag im Januar 2025 bei der Wohlstandsgeno
Wohlstandsgenossenschaft: Im Januar 2025 werden Sie einen Vortrag für die Wohlstandsgenossenschaft zu diesem Thema halten. Was können die Teilnehmerinnen von Ihrem Vortrag erwarten?
Thorsten Schnabel: Auch dies ist eine sehr gute Frage. Hierzu lasse ich mich gerne auf die Wünsche der Teilnehmerinnen ein. Gerne erläutere ich verschiedene Geldanlageformen, gehe aber auch – sofern gewünscht – auf Einzelthemen ein. Dies könnten bspw. die Themen „Gold“, „Kryptowährung“ oder „ETFs“ sein. Zunächst sollte man aber immer in der Lage sein, den Oberbegriff „Investmentfonds“ richtig einordnen zu können.
Shownotes
Thorsten Schnabel
Der Finanzberater ist Experte für Betriebliche Altersversorgung (DVA), geprüfter Finanzanlagenvermittler (IHK), zertifizierter Fondsberater (EAFP), Versicherungsfachmann (BWV) und Finanzwirt (CoB).
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