Der Geldführerschein
Interview mit Rita Lippe
„Niemand lehrt uns, klug mit Geld umzugehen –
Ich möchte das ändern“
Versicherungen, Bausparverträge, Finanzierungen: Wer sich im Dschungel der Finanzprodukte zurechtfinden will, steht vor einer Vielzahl an Entscheidungen – und kann dabei einiges falsch machen. Damit Verbraucher gut informiert entscheiden können, bietet die Wormserin Rita Lippe den Geldführerschein an. Lippe möchte Interessierten in Form von Online-Kursen mehr Finanzbildung ermöglichen. Was sie motiviert und wieso sie auch für mehr Finanzbildung in Schulen plädiert, erklärt sie uns im Interview.
Finanzelle Fehlentscheidungen vermeiden
Wohlstandsgenossenschaft: Frau Lippe, was hat Sie dazu inspiriert, als Coach im Bereich finanzielle Bildung tätig zu werden, und warum ist es Ihnen besonders wichtig, junge Menschen und Frauen anzusprechen?
Rita Lippe: In meinen 17 Jahren als Finanzdienstleister habe ich unzählige Ordner gesehen, die nur Chaos zeigten: unnötige Versicherungen, unzureichende Absicherungen, unrentable Lebensversicherungen, Bausparverträge ohne Chance auf Zuteilung und Finanzierungen, bei denen Kunden systematisch über den Tisch gezogen wurden. Verträge, die einfach neu aufgelegt wurden, um mit neuem Logo verkauft zu werden – die reinste Geldvernichtung. Alles Fehlentscheidungen, getroffen im blinden Vertrauen auf Berater. Die Ursache liegt für mich klar in unserem Bildungswesen: Niemand lehrt uns, wie wir klug mit Geld umgehen. Gerade junge Menschen und Frauen sind in dieser Unwissenheit leichte Beute für Berater mit der passenden Verkaufsrhetorik. Mit dem Geldführerschein will ich genau das ändern.
Eine solide Basis für die finanzielle Zukunft schaffen
Wohlstandsgenossenschaft: Welche finanziellen Themen oder Kenntnisse halten Sie für besonders relevant für junge Menschen und Frauen, um finanziell selbstbewusst zu handeln?
Rita Lippe: Zum einen ist das „Kaufen auf Pump“ mittlerweile durch die 0%-Angebote extrem attraktiv geworden und so rutschen insbesondere junge Menschen oft schon sehr früh in die Schuldenfalle. Auch konnte ich beobachten, dass den Berufsstartern häufig als allererstes ein Bausparvertrag empfohlen wird und/oder eine Unfallversicherung. Und das sind zwei von vielen Vertragsarten, die nicht geeignet sind, um eine solide Basis für die finanzielle Zukunft zu schaffen. Die Prioritäten, nach denen man am besten vorgeht, sind im Geldführerschein genau gelistet und es wird auch verständlich erklärt, warum manche Absicherungen wichtig und sinnvoll sind und welche nicht und auch, warum nicht.
Finanzen sind kein Buch mit sieben Siegeln
Wohlstandsgenossenschaft: Was sind Ihrer Erfahrung nach die größten Hürden, die Frauen und junge Menschen beim Aufbau finanziellen Wissens überwinden müssen?
Rita Lippe: Ein großer Stolperstein ist oft das Gefühl, dass Finanzen zu komplex sind oder dass sie einfach nicht genug wissen, um eine Entscheidung zu treffen. Wir werden in unserem Bildungssystem nirgends dazu angeregt, uns aktiv mit Geldfragen zu beschäftigen.
Ein weiteres Hindernis ist die Sorge, das Thema sei zu trocken oder langweilig. Hier setzt der Geldführerschein an, um diese Hürden abzubauen, indem er vermittelt, dass jeder in der Lage ist, finanzielle Zusammenhänge zu verstehen und dass es dabei nicht immer um Fachwissen, sondern um lebenspraktische Entscheidungen geht. Dann braucht es noch etwas Mut, in die Selbstverantwortung zu gehen und die Bereitschaft, sich dem Thema zu widmen.
Finanzen sind kein Buch mit sieben Siegeln und ein unbekanntes Terrain zu betreten verunsichert uns. Doch ich kann garantieren: Mit dem Geldführerschein schafft es jeder, sich genug Wissen zu verschaffen, um die eigene Finanzsituation kritisch zu beleuchten, sie zu optimieren und insbesondere, um gravierende Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Keine Angst vor dem Thema Finanzen
Wohlstandsgenossenschaft: Welche Methoden oder Strategien nutzen Sie in Ihrem Coaching, um Ihre Klientinnen und Klienten in ihren finanziellen Entscheidungen zu bestärken und zu befähigen?
Rita Lippe: Ich setze auf praxisorientiertes Lernen und eine klare Struktur, die besonders für Einsteigerinnen und Einsteiger hilfreich ist. Die Inhalte des Geldführerscheins sind in leicht verständliche Module unterteilt und so aufbereitet, dass sie leicht nachzuvollziehen sind. Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche, ohne zu überfordern. Wichtig ist mir, konkrete Handlungsempfehlungen zu geben, die im Alltag umsetzbar sind.
Ein weiterer Ansatz ist, den Klientinnen und Klienten die Angst vor dem Thema zu nehmen – mit den Tipps und dem Wissen aus dem Online-Kurs stellt man fest, dass es sogar relativ einfach ist, teure Fehlentscheidungen zu vermeiden und auch, sich systematisch finanzielle Sicherheit zu verschaffen – unabhängig von der finanziellen Ausgangslage oder der Lebenssituation.
Durch gezielte Finanzbildung deutlich selbstsicherer
Wohlstandsgenossenschaft: Könnten Sie uns ein Beispiel geben, wie finanzielle Bildung den Lebensweg eines jungen Menschen oder einer Frau positiv verändern kann?
Rita Lippe: Stellen Sie einen jungen Berufseinsteiger vor, der bei seinem ersten Gehalt direkt einen Bausparvertrag, eine Unfallversicherung oder gar einen Ratenkauf angeboten bekommt und glaubt, er könne dem Berater vertrauen. So beginnt seine Reise in die wirtschaftliche Eigenständigkeit mit Verträgen, die er gar nicht durchblickt und die er auch besser nicht als erste Bausteine für das Fundament für seine finanzielle Sicherheit kaufen sollte.
Oder eine Frau, die nach einer Trennung plötzlich die Verantwortung für ihre Finanzen selbst übernehmen muss, weil sich bisher ihr Partner um diese Dinge gekümmert hat. In beiden Fällen ist der Mangel an Wissen oft die Ursache für langfristige finanzielle Probleme. Ich habe in meiner Arbeit viele Beispiele gesehen, wie durch gezielte Finanzbildung Menschen deutlich selbstsicherer wurden und jetzt genau wissen, was sie brauchen und wovon sie besser die Finger lassen. So vermeiden sie in diesem elementaren Lebensbereich Fehlentscheidungen, die sie langfristig nicht nur viel Geld kosten können, sondern sogar zusätzliche Risiken schaffen.
viele „Aha-Momente“ beim Online-Kurs
Wohlstandsgenossenschaft: Wie reagieren Frauen und junge Menschen auf Ihre Schulungen, und welche Fortschritte beobachten Sie bei Ihren Klientinnen und Klienten?
Rita Lippe: Die Rückmeldungen sind oft überwältigend positiv. Viele sind dankbar, weil sie finanzielle Grundlagen schlüssig und nachvollziehbar vermittelt bekommen, die ihnen sonst niemand erklärt hätte. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie sie plötzlich mit ganz neuen Augen auf ihre Finanzen blicken und an Selbstbewusstsein gewinnen. Da entstehen viele „Aha-Momente“.
Bei jungen Menschen und Frauen ist der Fortschritt oft besonders spürbar, weil sie durch den Kurs lernen, dass es keine Magie ist, finanzielle Entscheidungen zu treffen – sondern eine Fähigkeit, die man lernen kann und sollte. In meinen Augen schafft dieser Kurs eine lebenslange Finanzkompetenz – und – um es mal in einem der heutzutage so beliebten Anglizismen auszudrücken – ein „Future-Skill“.
Finanzielles Grundlagenwissen sollte ganz normal sein
Wohlstandsgenossenschaft: Welche langfristigen Ziele haben Sie mit Ihrer Arbeit, und wie sehen Sie die Zukunft der finanziellen Bildung für die jüngere Generation und für Frauen?
Rita Lippe: Mein Ziel ist es, die Wissenslücke im Bereich Finanzbildung wirklich zu schließen und damit langfristig zu verhindern, dass Menschen immer wieder auf Verträge und Finanzprodukte reinfallen, die einfach nicht zu ihrem Leben passen.
Ich möchte, dass es ganz normal wird, die eigene finanzielle Situation kritisch zu beleuchten und dass schon Jugendliche und junge Erwachsene die Grundlagen lernen, die sie vor falschen Entscheidungen schützen. Für Frauen ist das besonders wichtig, weil sie oft später als Männer in die finanzielle Eigenverantwortung gehen – sei es nach einer Trennung, einer Scheidung oder dem Verlust eines Partners. Das Wissen über Finanzen gibt ihnen genau die Sicherheit und Unabhängigkeit, die ihnen oft fehlt.
Geplant sind außerdem weitere Module, die sich auf spezielle Veränderungen der Lebenssituation beziehen, wie z. B. Immobilienerwerb, Familiengründung, eine geplante Selbstständigkeit und mehr. Damit deckt mein Konzept weitere existenzielle Themen ab, die ohne das entsprechende Wissen finanziell riskant sind und möglicherweise sogar in den wirtschaftlichen Ruin treiben können.
P.S: Am 25. Februar bietet Rita Lippe in Zusammenarbeit mit der Wohlstandsgenossenschaft einen digitalen Vortrag zu dem Thema. (Start 18:30 Uhr)
Melden Sie sich an und legen Sie gemeinsam mit Rita Lippe den Grundstein für Ihre finanzielle Unabhängigkeit!
• kolz@wohlstandsgenossenschaft.de
oder bei
• Rita Lippe:
Fachwirt für Finanzberatung (IHK)
Mobil: 01 70 / 44 15 853
Info@optimum-rl.de
Ilgin Seren Evisen
Das Interview führte Ilgin Seren Evisen. Journalistin und freie Autorin für verschiedene Zeitungen wie den Mannheimer Morgen, die WirtschaftsNews Rheinhessen, Business Insider, Cicero und weitere.