Gender Investment Gap
Warum Frauen weniger investieren
Investitionen sind entscheidend für finanzielle Unabhängigkeit und langfristige Sicherheit. Doch Frauen investieren deutlich weniger und seltener als Männer. Diese „Gender Investment Gap“ hat tiefgreifende Folgen für die finanzielle Zukunft von Frauen. Doch warum ist das so?
Finanzielle Sozialisierung
Viele Frauen haben ein geringes Vertrauen in ihre eigenen Finanzkenntnisse und unterschätzen ihre Fähigkeiten in Finanzfragen. Obwohl Studien zeigen, dass Frauen oft ebenso gut, wenn nicht sogar besser als Männer darin sind, kluge Finanzentscheidungen zu treffen, hält das fehlende Vertrauen sie davon ab, aktiv in den Finanzmarkt einzusteigen. Traditionelle Rollenbilder spielen ebenfalls eine Rolle, da Frauen in vielen Gesellschaften als Hauptverantwortliche für Haushalt und Kinderbetreuung angesehen werden. Diese Rollenbilder schränken oft die Zeit und Energie ein, die Frauen in ihre finanzielle Bildung und Investitionen stecken können.
61%
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Lohnlücke ist fatal
Ein weiteres Hindernis ist das geringere Einkommen und die kürzere Berufslaufbahn von Frauen. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger und haben häufig Unterbrechungen in ihrer Karriere, etwa durch Mutterschaftspausen. Laut einer Studie von The Economist aus dem Jahr 2019 verdienen Mütter in Deutschland im Durchschnitt 61 % weniger als vor der Geburt ihres Kindes. Diese finanziellen Einbußen erschweren es, Kapital für Investitionen anzusparen. Viele Frauen müssen zudem ihre Haushalte allein führen, was bedeutet, dass sie weniger verfügbares Einkommen haben, um es in Investitionen zu stecken.
Kein Zugang zum Finanzmarkt
Der Mangel an weiblichen Vorbildern im Finanzbereich und der eingeschränkte Zugang zu Finanzthemen sind weitere Faktoren, die Frauen davon abhalten, in den Finanzmarkt einzutreten. Finanzprodukte und -beratung sind oft nicht auf die spezifischen Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten, was den Zugang zu fundiertem Wissen und sicheren Investitionsmöglichkeiten erschwert.
Die Lücke zwischen männlichen und weiblichen Investoren wächst stetig weiter. Laut einer Studie von Boring Money ist die Investment-Lücke zwischen Januar 2023 und 2024 in Großbritannien um satte 54 Milliarden Pfund gewachsen.
weitreichende Konsequenzen
Die geringere Investitionstätigkeit von Frauen hat zudem weitreichende Konsequenzen. Frauen haben im Durchschnitt deutlich weniger Kapital als Männer, was sie anfälliger für wirtschaftliche Unsicherheiten macht und größere Anschaffungen oder Investitionen in die Zukunft erschwert. Ein besonders ernstes Problem ist die Gefahr der Altersarmut. Frauen, die weniger in den Finanzmarkt investieren, haben im Alter oft nicht genügend Rücklagen.
Um die Gender Investment Gap zu schließen, sind verschiedene Ansätze notwendig.
• Frauen sollten frühzeitig und kontinuierlich in Finanzfragen geschult werden. Dies beginnt schon im Kindesalter, indem man Mädchen ermutigt, sich mit Geld und Finanzen auseinanderzusetzen.
• Es gibt heute zahlreiche Online-Angebote, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. Diese Ressourcen bieten niedrigschwellige Zugänge zu Finanzthemen und helfen dabei, das notwendige Wissen aufzubauen.
FAZIT
Die Gender Investment Gap betrifft uns alle, denn sie ist nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein gesellschaftliches Problem. Frauen müssen ermutigt und befähigt werden, aktiv an den Finanzmärkten teilzunehmen. Informieren Sie sich, nutzen Sie die vorhandenen Bildungsangebote und beginnen Sie noch heute, Ihre finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Jede Investition in Ihre Zukunft ist eine Investition in mehr Unabhängigkeit und Sicherheit
Ilgin Seren Evisen
Journalistin und freie Autorin für verschiedene Zeitungen wie den Mannheimer Morgen, die WirtschaftsNews Rheinhessen, Business Insider, Cicero und weitere.
„Meine Schwerpunkte liegen in den Themen Vereinbarkeit Familie und Beruf, Gender Pay Gap, Motherhood Penalty, Naher Osten, migrantische Ökonomie und Fachkräftemangel.
Neben meiner journalistischen Tätigkeit bin ich auch im Bereich Marketing und Fundraising tätig.“